Young und Zazeela und Polling

LYMZ

Photo Marian Zazeela. Copyright © La Monte Young and Marian Zazeela 2001

Polling steht seit Jahrhunderten im Zentrum der europäischen Kultur und war ein Ort klösterlicher Lehre und Forschung. Die landschaftlich reizvolle Lage und die herausragenden Bauwerke aus der Zeit des Barocks und Rokokos bilden das Umfeld für die Präsentation der Werke von La Monte Young und Marian Zazeela.

Mit seiner urkundlich verbrieften Erwähnung feierte Polling 2010 sein 1000-jähriges Bestehen und 2003 die Gründung des Klosters vor 1250 Jahren, die dem letzten Agilolfinger-Herzog Tassilo zugeschrieben wird. Nicht nur als politischer Fixpunkt (siehe Pollinger Tafeln in der Alten Pinakothek, München und im Germanischen Nationalmuseum, Nürnberg) diente diese legendäre Gründung, mehr noch: Polling war Fixpunkt in der spirituellen Entwicklung Europas. Das Kreuz in der Stiftskirche gilt als ältestes dieser Art nördlich der Alpen. Unter ihm predigte Bischof Albert der Große von Regensburg zum dritten Kreuzzug und läutete damit eine neue Kreuzestheologie, eine neue Weltsicht ein.

Das Kloster Polling, wie die anderen Klöster des Pfaffenwinkels auch, war Nukleus nicht nur zivilisatorischer oder kultureller Entwicklung – Klöster waren immer auch Produktionsstätten von „Sinn“. Noch nach der Zerschlagung der Klöster vor gut 200 Jahren spürten vor allem die Künstler das Besondere, Sinnstiftende des heiligen Orts. Vor gut hundert Jahren war Polling das „Amerikanerdorf” wegen der hundert amerikanischen Maler, die sich im Laufe von zwei, drei Jahrzehnten dort aufhielten.

Eine besondere Beziehung hat Polling zur Familie Mann. So schildert Thomas Mann in seinem Roman ‚Doktor Faustus’ Polling als Pfeiffering. Einen Satz aus eben diesem Werk würde La Monte Young ohne weiteres als eigenes Leitmotiv anerkennen: „Jeder Ton hat seine eigene Skala”. Genau dies hat er in der Komposition der Skala u. a. für das Well-Tuned Piano angewandt.

Die New Yorker Dia Art Foundation, initiiert von Fariha und Heiner Friedrich, hatte in den 1980er Jahren unter anderen Großprojekten das Dream House von La Monte Young und Marian Zazeela in der Harrison Street in New York (1979 – 1986) ins Leben gerufen. Seither sind in Amerika und Europa immer wieder zeitlich begrenzte Dream Houses entstanden. In Polling und New York (in der Church Street 275) bestehen die einzigen Dauereinrichtungen und geben Einblick in das komplexe Werk der beiden Künstler.